Wieviel Sicherheiten brauchst du, um zu vertrauen?

Neulich hatte ich eine interessante Unterhaltung, in der es um Vertrauen ging. Und genauso wie in dem Gespräch hatte ich schon öfter jemanden, der sagte sinngemäß: „Ich würde ja mehr Vertrauen in dieses oder jenes haben, wenn ich mehr Sicherheit hätte.“

Der Vater würde seinem Sohn mehr vertrauen, wenn er ihm zeigt, dass er vertrauenswürdig ist. Eine Frau hätte mehr Vertrauen ins Leben, wenn sie einen sicheren Job mit mehr Einkommen hätte. Wieder jemand anderes hätte mehr Vertrauen in ihren Partner, wenn er offener ihr gegenüber wäre.

Und auch ich hatte ein sehr spannendes Erlebnis zum Thema Vertrauen auf einem der Seminare, die ich begleitet habe. Es ging darum, dass der Seminarleiter an einem Tag nicht da sein konnte und dass einer der Assistenten für ihn einspringe. Es ging darum, eine bestimmte Aufstellungsarbeit zu machen und er fragte mich, ob ich das machen könnte. Da dies eine meiner Spezialitäten ist und ich das sehr gerne mache, sagte ich natürlich zu.

Als der Tag kam, sagte der Seminarleiter zu mir, dass er es sich anders überlegt habe und einer der anderen Assistenten das machen werde. „Da weiß ich, dass sie es kann.“ Mit ihr hatte er schon mehrfach zusammengearbeitet, mit mir nicht.

Wahres Vertrauen erhältst du nicht durch Sicherheit.

Während meiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei Ferrero habe ich sehr viel Vertrauen erfahren. Obwohl die Abteilungsleiter mich nicht kannten, haben sie mir von Anfang an signalisiert: Ich traue dir (das zu).

Ich habe vertrauliche Informationen erhalten und verantwortungsvolle Aufgaben. Und eben genau, weil sie es mir zugetraut haben, habe ich es mir auch. Ich konnte deutlich spüren, wie ich nicht nur an den Aufgaben, sondern vor allem an dem Vertrauensvorschuss gewachsen bin. Es war quasi eine Selbstverständlichkeit, die gar keinen Raum für Zweifel gelassen hat. Der Zweifel oder das Misstrauen fanden keinen Nährboden und konnten dadurch gar nicht erst gedeihen.

Vertrauen ist eine Frage des Vorschusses.

 

Die Frage ist, was du in dir Füttern möchtest: Das Vertrauen oder das Misstrauen?

Und je mehr du vertraust, desto mehr wirst du daran wachsen – und dein Gegenüber gleich mit.

Natürlich bewahrt dich das nicht vor Enttäuschungen und vermeintlichen Rückschlägen.

Doch das tut das Misstrauen auch nicht!

Enttäuschungen sind für mich inzwischen etwas Großartiges, wie ich in dem Buch „endlich enttäuscht“ beschreibe.

Vertrauen heißt nicht, blind allem zu glauben, was einem aufgetischt wird. Vertrauen ist das verbindende Element zwischen zwei Menschen oder zu sich selbst.

Es geht nicht darum, blind etwas Dummes zu tun.

Vertrauen heißt, dem Potenzial in dir oder der anderen Person Raum zu geben und es entfalten zu lassen.

Vertrauen ist keine Garantie für irgendetwas. Vertrauen ist wie der Boden, in den du etwas sähst. Es ist der erwähnte Nährboden, aus dem heraus etwas Wundervolles wachsen kann.

Vertrauenssache: Mein erster Bungee-Sprung 1998 in Australien.

Sorgenfreie Zukunft?

 

Vertrauen und Misstrauen sind in dir. Du glaubst vielleicht, dass die äußeren Umstände entscheidend dafür sind, wie es in dir aussieht. Doch die Wahrheit ist, dass du für dich eine Entscheidung treffen kannst, auf welchen der beiden Pole du deinen Aufmerksamkeitsscheinwerfer schwenken möchtest.

Sich Sorgen zu machen ist fehlendes Vertrauen unter einem vermeintlichen Deckmantel der Liebe.

Sich Sorgen zu machen ist das Gegenteil von Vertrauen.

Sich Sorgen zu machen ist das Eintauchen in das Misstrauen und das Fehlen der Überzeugung, dass alles gut ist.

„Fahre vorsichtig und melde dich, wenn du angekommen bist.“

„Hoffentlich hat er/sie genügend für die Prüfung gelernt.“

… Welche sorgenvollen Sätze kennst du aus deinem Leben?

Vertrauen verbindet.

 

Noch einmal: Es geht nicht darum, blind etwas Dummes zu tun. Warum solltest du das tun?

Natürlich wird man sein Kind nicht auf eine heiße Herdplatte fassen lassen und sagen: Da wird schon nichts passieren.

Das wäre dumm.

Dem Kind zuzutrauen, dass es lernt mit einem Herd umzugehen, ist Vertrauen.

Dem Kind nicht zuzutrauen, dass es das lernen wird, ist Misstrauen.

Vertrauen heißt nicht, dass es jemand schon können muss. Sondern ihm es zutrauen, dort hinzukommen, es zu lernen oder es zu schaffen.

Du darfst dich trauen, es ihm zuzutrauen.

Angst oder Liebe. Auf was basieren deine Entscheidungen?

Vertrauen verbindet. Misstrauen trennt.

Auf der Buchmesse 2012 in Frankfurt. Eine Aktion für ein Fotobuch. Jeder durfte ein Wort aufschreiben und sich damit ablichten lassen.

Vertrauen sorgt für Wachstum

 

Die erwähnte Aufstellungsarbeit der Kollegin war in meinen Augen übrigens eine Katastrophe und ich war deswegen dann so sauer! Die Aufstellung war total chaotisch, unübersichtlich und hat den Kern der Arbeit nicht aufgegriffen. Boah, das sollte also die erwähnte Sicherheit sein?

Doch ich wäre nicht ich, wenn ich die Gelegenheit nicht genutzt hätte, um auch zu reflektieren, was mein Anteil an dem Ganzen war. Denn die Situation, dass mir andere etwas nicht zutrauen, war mir ganz und gar nicht neu.

Mir wurde klar, was ich mir selbst alles nicht zutraute. Mir wurde klar, dass auch ich mir selbst einen Vertrauensvorschuss geben darf.

Und je mehr ich mir selbst zutraue, desto selbstbewusster werde ich und desto mehr trauen mir andere zu.

Auch hier meine ich nicht, blind und dumm einfach sich selbst zu überschätzen.

Sondern zu spüren, wo die persönliche Wachstumsgrenze ist und sich selbst dann zu trauen, den nächsten Schritt zu tun und daran zu wachsen.

Trau dich.

Marius Schäfer

Marius Schäfer

Persönlichkeits-Coach

Durch meine eigene Lebenskrise habe ich begonnen, mich damit auseinanderzusetzen, wie ich positive Veränderung in meinem Leben hervorrufen kann. Meine Erfahrungen teile ich hier mit dir.

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